
3. Mose 19,33
Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.
Gedanken zum Monatsspruch
Liebe Leser,
Unsere Welt ist in Bewegung. Menschen verlassen ihre Heimat aus verschiedenen Gründen – auf der Suche nach Sicherheit, Hoffnung oder einem neuen Anfang. Diese Entwicklungen berühren auch unser Land und unser Zusammenleben. Oft begegnen uns in Gesprächen Unsicherheit, Sorge oder gar Ablehnung gegenüber dem, was als fremd empfunden wird.
Aber Gottes Wort erinnert uns daran, dass wir die Fremden in unserer Mitte nicht unterdrücken oder gering schätzen sollen. Der Monatsspruch führt uns zur zentralen Frage: Wie gehen wir mit Menschen um, die nicht von hier sind? Die Bibel fordert uns auf, nicht zuerst das Fremde zu sehen, sondern den Menschen, der vor uns steht – jemanden mit Sorgen, Wünschen und Hoffnungen, die denen unseres eigenen Lebens oft ähnlich sind.
Das hebräische Wort für "Fremder" bezeichnet in der Bibel Menschen, die vorübergehend oder dauerhaft in einem Land leben, das nicht ihre Heimat ist. Sie waren in Israel nicht einfach nur Ge-duldete – Gott selbst stellt sicher, dass sie Schutz und Gerechtigkeit erfahren.
In 3. Mose 19,34 heißt es: "Wie ein Einheimischer soll der Fremde bei euch gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst."
Dieses Gebot ist mehr als nur eine moralische Richtlinie. Es zeigt uns: Gott hat ein Herz für die Schutzbedürftigen.
Doch wie sieht das für uns praktisch aus? Es geht nicht darum, dass wir alle politischen Antworten parat haben müssen. Auch nicht darum, jede Situation perfekt zu beurteilen. Aber es geht da-rum, unser Herz nicht zu verschließen. Vielleicht bedeutet es, offen auf Menschen zuzugehen, die anders aussehen, anders sprechen oder anders denken. Vielleicht heißt es, jemanden einzuladen, sich Zeit für ein Gespräch zu nehmen oder einfach zuzuhören.
Jesus selbst lebte diese Haltung vor. Er war ein Meister darin, Menschen zu begegnen, die von der Gesellschaft oft übersehen oder verurteilt wurden. Bei ihm fanden sie Annahme, Vergebung und neue Hoffnung. Wenn wir ihm nachfolgen, können wir selbst zu Brückenbauern werden – Brücken zwischen Kulturen, zwischen Sorgen und Verständnis, zwischen Angst und Nähe.
Vielleicht können wir diesen Monat nutzen, um zu beten:
für alle, die ihr Zuhause verlassen mussten,
für unsere Gesellschaft, dass sie in der Spannung zwischen Herausforderungen und Chancen nicht die Menschlichkeit verliert,
und für uns selbst, dass Gott uns ein weites Herz schenkt.
Denn dort, wo Raum für Nächstenliebe ist, kommt auch Gottes Segen zur Entfaltung.
Und wir dürfen darauf vertrauen: Wenn Gott die Fremden im Land sieht und liebt, dann wird er auch uns die Kraft geben, unseren Teil dazu beizutragen, die Liebe Gottes weiterzugeben – im Großen
oder im Kleinen.
Und wenn ich das so schreibe, denke ich an unsere Missionare: Mike Sia und Dorothee Thiele. Sie arbeiten gerade für diese „Fremden“ in unserem Land. Beten wir auch für sie.
Euer Andreas Klement